Die Bedeutung, die Bienen für die gesamte Natur haben, ist nicht zu unterschätzen. Auch in der Stadt können diese nützlichen Insekten gut zurechtkommen. Trotzdem stehen Imkereien und Bienen vor einigen Herausforderungen.
Mithilfe eines Lastenzugs manövriert Adriana Traunmüller ein ganzes Volk durch ein schmales Dachfenster. Sie ist Meister-Imkerin und besucht einen ihrer Standorte. Das Gesumme dutzender Bienen erfüllt die warme Luft. Sie erkunden das Grün auf dem Dach des Hochhauses im Prater, in der Ferne ist das Riesenrad zu erkennen. Adriana Traunmüller ist Teil der sogenannten Wiener Bezirksimkerei, die über 250 Bienenvölker an 50 Standorten in der Stadt betreut.

Die Imkerinnen von Wien
Die Imkerei befindet sich im Wandel. Auf dem Land ist Imkerei traditionell Männersache, aber der Anteil weiblicher Imkerinnen steigt. „Weil sich Frauen jetzt nicht mehr sagen lassen, ob sie etwas können oder nicht“, meint Adriana Traunmüller. In der Wiener Bezirksimkerei werden die Bienen von einem ausschließlich weiblichen Team versorgt. Sie findet, dass die Bienenhaltung in Wien teilweise sogar besser funktioniert als am Land. In der Stadt habe man das Problem mit Pestiziden kaum, da das Wiener Stadtgartenamt diese, wenn überhaupt nur in der Nacht einsetzt. Außerdem gibt es in Wien ein sehr diverses Nahrungsangebot, durch Balkon- und Terrassenpflanzen und die Stadtgärten. Bienenhaltung benötigt überdies wenig Platz, was sie in der Stadt gut umsetzbar macht.
Nutztier Biene
Die Bienenbestände gehen stark zurück und das ist schlecht für die biologische Vielfalt. Im Zuge ihrer Bestäubungstätigkeit sorgen sie nicht nur für ihre eigene Nahrung, sondern sichern die Vermehrung vieler Pflanzenarten. 80 Prozent der Nutzpflanzen, sowie Gemüse oder Obst, sind von der Insekten- und Bienenbestäubung abhängig. Ohne Bienen würde direkt oder indirekt jedes dritte Lebensmittel verloren gehen. Nach Rind und Schwein ist die Biene das drittwichtigste Nutztier des Menschen und hat einen großen Einfluss auf unsere Nahrungsmittelversorgung.

Klimawandel als Herausforderung
Adriana Traunmüller sieht im Klimawandel die größte Gefahr für Bienen generell aber vor allem in der Stadt. Da sich viele der Standorte in Wien auf Dächern befinden, sind sie der Witterung stärker ausgesetzt. In der Stadt wird es aber auch schneller sehr heiß. Übersteigt die Nesttemperatur 45 Grad könnte das Volk „verbrausen“. So bezeichnet man in der Imkerei das Sterben eines Volkes wegen zu hoher Temperaturen. Außerdem wird in der Stadt nicht so viel Honig produziert wie am Land, weil es keine großen Felder gibt. Deswegen ist es umso verheerender, wenn eine der Haupternten aufgrund des Klimas ausfällt.
Sebastian Vojtek ist Geschäftsführer des Familienbetriebes „Imkerei Vater & Sohn“, die ihre rund 25 Bienenstöcke in der Thermenregion in Niederösterreich hat. Auch dort bemerkt er Veränderungen durch den Klimawandel. Durch die immer heißeren Sommer verkürzen sich die Blühzeiten, die Blumen produzieren weniger Nektar und die Bienen finden weniger Nahrung.
„Die größte Herausforderung mit der wir Imker kämpfen, ist der Klimawandel.“
Sebastian Vojtek
Geldquelle Honigverkauf
Das meiste Geld verdient man in der Imkerei klassischerweise über den Honigverkauf. „Der Honigverkauf ist recht schwierig, weil sehr viel Honig aus dem Ausland hereinkommt“, erklärt Adriana Traunmüller. Bei der Bezirksimkerei habe man einen Produktionskilopreis von 15 bis 20€, importierter Honig koste oft erheblich weniger. Einheitliche Nachhaltigkeitszertifizierungen gibt es nicht. Die Meister-Imkerin rät Bio und lokal zu kaufen. „Der regionale Honig ist gefragter denn je“, meint auch Sebastian Vojtek. Hier punktet der persönliche Kontakt mit dem Imker.

Adriana Traunmüller würde sich für die Zukunft wünschen, dass sie nicht auf Ertrag arbeiten muss, sondern dass Imkereien Aufwandsentschädigung für die Pflege von Bienen erhalten. Durch den bereits vorhandenen Bienenschwund wird es zukünftig immer wichtiger werden, dass sich qualifizierte Leute um den Erhalt der Tiere kümmern. Mit dem Anbau von Blumen, dem Aufstellen von Insektenhotels oder dem Kauf von lokalem Bio-Honig kann ein jeder von uns einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Bienen beitragen.