Für Jugendliche wird das Handy immer wichtiger. Sie verbringen viel Zeit im Internet und auf Social Media. Deshalb häufen sich seit einigen Jahren die Vorwürfe, dass junge Menschen immer weniger lesen. Doch der Trend booktok wirkt dagegen und bringt das Lesen zurück zur Generation Z.
Bunte kleine Videos auf Social Media, vor Bücherregalen aufgenommen, Influencer*innen, die ihre Lieblingsbücher zeigen. Buchhändler*innen, die ihre persönlichen Buchtipps vorstellen. Autor*innen, die ihr neustes Buch präsentieren.
Die kleinen Clips rund um das Thema Buch sind im Trend. Vielen sind sie auf TikTok oder Instagram schon einmal begegnet, häufig unter dem Namen booktok.
Booktok bringt junge Menschen zum Lesen
Studien belegen, dass anders als angenommen, die Zahl der lesenden Jugendlichen seit Jahren stabil bleibt und in letzter Zeit sogar eher steigt. Eigentlich überraschend, da vor allem junge Menschen durch die Digitalisierung mehr Zeit online verbringen.
Doch genau dort wird der Generation Z mit booktok das Lesen wieder nähergebracht. Die Videos rund um das Buch erfreuen sich schon seit 2020 großer Beliebtheit und der Hashtag #booktok wird millionenfach verwendet.
Meistens posten junge Frauen den Content für ein Publikum, dass überwiegend weiblich ist.
Die moderne Form der Buchrezension
Eine der booktoker*innen ist Sarah. Auf ihrem TikTok- und Instagramaccount postet sie seit ein paar Jahren regelmäßig kurze Clips zu Büchern, wie z.B. Rezensionen.
Die Idee kam spontan. In der Corona-Zeit hatte sie plötzlich viel Zeit zu lesen und neue Bücher zu entdecken. Sie entschied, es auch auf Social Media zu versuchen. Aus ihrem Umfeld wurde Sarah am Anfang eher belächelt, doch sie hat weitergemacht.
Die booktok-community ist dabei zum Glück sehr positiv. Selten gibt es Hass-Kommentare und wenn doch, dann richten sie sich meistens nicht gegen die booktoker*in, sondern gegen die präsentierten Bücher.
Einzig der Vorwurf, alle Bücher ausschließlich positiv zu bewerten, kommt immer wieder auf. Dagegen wehrt sich Sarah jedoch entschieden. Sie bekomme zwar viele Bücher zugeschickt, sage aber immer ihre ehrliche Meinung.
„Wenn mich ein Buch einmal nicht umgehauen hat, wirst du es auf meinem Account auch finden“.
Sarah von sarahs.bookspace, booktokerin
Booktok – auch ein Thema im Buchhandel
Jede Buchhandlung hat mittlerweile eine eigene Abteilung, in der die neusten booktok-Bücher präsentiert werden und genauso wie Verlage und Autor*innen nutzen auch sie booktok zur Werbung für sich und die Bücher.
Buchhändler Christoph Gottschalk berichtet, dass immer mehr Bücher gekauft werden, die vorher auf booktok beworben wurden. Einige Menschen holen sich ausschließlich ihre Buchempfehlungen über Social Media.
„Lesen als Hobby, als Leidenschaft hat wieder einen Riesenaufschwung dadurch gewonnen.“
Christoph Gottschalk, Buchhändler
Es geht sogar so weit, dass sich ein neues Genre über booktok etabliert hat: New Adult.
Das Genre deckt genau die Interessen des Publikums von booktok ab: Junge Erwachsene finden die erste große Liebe in ihren Zwanzigern, setzen sich mit ihrer Kindheit auseinander und finden ihre berufliche Zukunft.
Die Bücher sind auf dem Cover häufig bunt und hell illustriert. Sie sprechen neben der eigentlichen Zielgruppe der jungen Erwachsenen so aber auch immer wieder jüngere Kinder an.

Extreme Inhalte und zu junge Leser*innen
Das ist ein Problem, denn für Bücher gibt es, anders als für Filme, keine Altersbeschränkung, sondern nur Triggerwarnungen im Buch selbst. Das heißt, die Buchhändler*innen dürfen den Verkauf von bestimmten Büchern nicht verweigern und müssen so auch jüngeren Kunden*innen Bücher verkaufen, die vom Inhalt erst für junge Erwachsene ab 18 geeignet sind.
Dabei geht es gerade in booktok-Büchern nicht nur um intime Szenen zwischen den Protagonist*innen, sondern auch um die Thematisierung von schweren Schicksalsschlägen oder traumatischen Ereignissen in der Kindheit.
Auch Sarah schaut sich die Triggerwarnungen in Büchern an, bevor sie sie liest.
Sowohl die booktokerin als auch der Buchhändler Gottschalk wünschen sich mehr Hinweise auf den Inhalt und eine Altersbeschränkung bei bestimmten Büchern.
Doch das mindert den Hype um booktok nicht. Im Gegenteil, der Trend geht weiter aufwärts und #booktok ist so beliebt wie nie.
„Wer sagt, er liest nicht gerne, der hat einfach noch nicht das richtige Buch für sich gefunden.“
Christoph Gottschalk, Buchhändler
Genau da setzt auch booktok an und begeistert so wieder mehr junge Menschen für das Medium Buch.
Denn eins verbindet alle Beteiligten: Die Liebe zum Lesen.