Konzerte als Luxusgut: Wieso sind Tickets so teuer geworden?

Menschen gehen bereits seit Jahrhunderten gerne auf Konzerte. Heutzutage wird das jedoch immer schwieriger. Zum Beispiel haben sich seit den 1990ern die Preise von Konzerttickets verdoppelt. Fans werden immer frustrierter und Konzerte immer unzugänglicher.

Ein großer Konzertsommer steht bevor: Coldplay, Taylor Swift, Metallica, und viele mehr sind gerade auf Tour und machen auch in Österreich halt. Musikfans kommen diesen Sommer also auf ihre Kosten. Metaphorisch und wortwörtlich. Fans von Taylor Swift, zum Beispiel, geben im Schnitt rund 1280 Dollar für ein Konzert, inklusive alles drumherum, aus. Der Hype um die “Eras Tour” ist riesig. „Swifties“ reisen von weit her an, machen Armbänder und tragen spezielle Outfits. Sie geben so viel Geld für Konzerte aus, wie noch nie.

Live Aid und Taylor Swift

„Früher war das gar nicht so“, erklärt Bernhard G. Er ist 51 Jahre alt und geht bereits seit seiner Jugend gerne auf Konzerte. „Da ist man einfach dort aufgetaucht.“ 1985 hat im Londoner Wembley Stadion das legendäre Live Aid Konzert stattgefunden. Aufgetreten sind damals unter anderem Queen, Elton John, David Bowie, Wham!, U2 und Paul McCartney. Tickets für das Konzert haben inklusive Spende 25 Britische Pfund gekostet. Taylor Swift spielt Ende Juni und Mitte August mehrere Konzerte im gleichen Stadion in London. Für ein Ticket zahlen die Fans zwischen 80 und 660 Britische Pfund. 39 Jahre später zahlt man also auch für die billigsten Tickets bei einem vergleichbar großen Konzert fast das Dreifache. Wieso sind Konzerte so teuer geworden?

Hohe Nachfrage und Monopole

Natürlich sind seit 1990 Kosten wie Miete, Strom und Personal gestiegen, aber an der Preissteigerung von Konzerten ist nicht nur die Inflation schuld. Die Entwicklung lässt sich teilweise durch den Wandel in der Musikbranche erklären. Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Music haben CDs abgelöst, was zu sinkenden Einnahmen für Künstler*innen durch den Verkauf neuer Musik führt. Infolgedessen setzen viele Künstler*innen verstärkt auf Tourneen als Haupteinnahmequelle. Die Nachfrage für Konzerte ist wegen diesen Veränderungen in der Branche und nach einer längeren Pause durch die Pandemie höher denn je. Das treibt nicht nur die Preise für Veranstaltungsorte und Mitarbeiter*innen nach oben, sondern auch die Ticketpreise für die Fans. Große Konzertveranstalter sind dabei auch im Spiel. Sie haben eine starke Position in der Preisgestaltung. Hier ist der weltweit größte Veranstalter, Live Nation, zu erwähnen. Er besitzt Ticketmaster und einige der größten Konzerthallen, besonders in den USA. Wer in diesen Hallen spielen möchte, muss das mit Live Nation machen, Künstler*innen haben oft gar keine andere Wahl. Die Monopolstellung der Veranstalter ist bedenklich für den Verbraucherschutz. Deswegen gibt es mittlerweile Versuche Live Nation wegen seinem Monopol anzuklagen und Ticketmaster von ihm zu trennen.

NCT Dream und Nirvana

Sarah B. ist 22 Jahre alt und hat für diesen Sommer 150 Euro für eine Taylor Swift Karte und 125 Euro für eine Coldplay Karte gezahlt. Nächstes Jahr sieht sie außerdem die bekannte K-Pop-Band NCT Dream live in Berlin. „Dafür hab ich 360 Euro ausgegeben. Das ist doch verrückt.“ Die hohen Ticketpreise setzen ihr stark zu: „Langsam muss ich ein Jahr lang sparen, nur für ein Konzert. Bald kann ich mir das gar nicht mehr leisten.“ Bernhard G. erzählt von einem seiner liebsten Konzertbesuche. 1989 hat er Nirvana live gesehen. „Da hab ich den Normalen U4 Eintritt gezahlt. So 25 bis 35 Schilling halt. Aber genau weiß ich das nicht mehr. Wer sich an den Abend genau erinnert, hat was falsch gemacht.“ 35 Schilling sind umgerechnet 2,54 Euro, mit Inflation einbezogen 4,75 Euro. „Heute würd’s das nicht mehr geben“, erklärt Bernhard G. Auch er sieht die Entwicklungen kritisch.

Kurt Cobain und Madonna

Es gibt viele verschiedene Gründe, weshalb Ticketpreise so stark gestiegen sind. Sicher ist: Konzerte werden, besonders für junge Menschen, die nicht viel Geld haben, immer unzugänglicher. Diese Entwicklung gilt als sehr problematisch. Konzerte sind Kulturgüter und keine Luxusgüter. Bereits 1993 antwortete Kurt Cobain auf die Aussage, dass Künstler*innen wie Madonna rund 50 Dollar für ein Ticket verlangen schockiert: „There are people who charge that much?“